Wie man ein Yogi wird und warum Yoga super ist
Hach ja, Yoga. Dieser esoterische, Bäume umarmende Ökoquatsch, bei dem man entweder seinen Namen tanzt oder irgendwelche seltsamen Tiere nachturnt und sich dafür wie eine Brezel verbiegen können muss. So habe ich früher über Yoga gedacht und vielen Nicht-Yogis geht es bestimmt genauso. Wie ich trotzdem zum Yoga kam, warum ich Yoga inzwischen liebe und auch euch davon überzeugen möchte es zumindest auszuprobieren erzähle ich euch in diesem Artikel.
Was genau ist Yoga
Die vereinfachte Definition von Yoga ist, dass es sich dabei um eine aus Indien stammende philosophische Lehre handelt, die eine Reihe geistiger und körperlicher Übungen bzw. Praktiken umfasst, um fitter oder flexibler zu werden, die Atmung zu verbessern und den Geist zu entspannen.
Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte wurde Yoga in der westlichen Welt immer beliebter und dort stark durch westliche esoterische Ideen, westliche Psychologie, physische Trainings und wissenschaftliche Annahmen modifiziert und geprägt. Deshalb unterscheidet sich traditionelles Yoga stark vom modernen Yoga und enthält sehr viel komplexere Lehren und Praktiken als die modernen Formen.
Zudem gibt es viele unterschiedliche Yoga-Stile, die bekanntesten und am häufigsten praktiziertesten sind Hatha Yoga, Vinyasa Yoga und Yin Yoga.
Hatha Yoga ist ein sehr körperbetonter Yoga-Stil, bei dem das innere Gleichgewicht durch körperlichen Übungen, Atemübungen und Meditationen erreicht werden soll. Meistens verweilt man länger in einer bestimmten Pose und vertieft die Dehnung oder übt die Haltung.
Vinyasa Yoga ist eine Abwandlung von Hatha Yoga, ein dynamischer, zügiger Yoga-Stil, bei dem einzelnen Haltungen (Asanas) im Einklang mit dem Atem aneinandergereiht und so miteinander verbunden werden, dass ein Gefühl des Flusses (Flow) entsteht. Der Sonnengruß ist ein gutes Beispiel für einen kleinen Vinyasa-Flow. Grundsätzlich ist auch Vinyasa Yoga für Anfänger geeignet, allerdings ist es hilfreich, wenn man die Namen der gängigsten Asanas vorher schon kennt. Denn einige Lehrer sagen die Asanas nur an und fahren im Fluss der Atmung mit dem Flow fort, ohne die einzelnen Haltungen ausführlicher zu erklären oder zu korrigieren. Eine Vinyasa-Stunde kann deshalb für Anfänger überfordernd oder zu anstrengend sein.
Yin Yoga hingegen ist ein ruhiger, passiver Yoga-Stil, der größtenteils im Liegen und Sitzen praktiziert wird, also genau das richtige für körperlich eingeschränkte, etwas eingerostete oder auch ältere Yogis.
Yoga vs. Pilates
Der größte Unterschied zwischen Yoga und Pilates ist der spirituelle bzw. athletische Ansatz. Yoga zielt darauf ab, eine Einheit zwischen Körper und Geist herzustellen, ist also grundsätzliche spiritueller geprägt und diente ursprünglich zur Vorbereitung auf das lange Sitzen während der Meditation. Bei Pilates hingegen liegt der Fokus auf dem Körper und ist ein systematisches Ganzkörpertraining zur Kräftigung der Muskulatur. Außerdem ist die Atmung beim Pilates ganz anders als beim Yoga, was mich persönlich am Anfang sehr irritiert und ein bisschen wahnsinnig gemacht hat. So sehr sich Yoga und Pilates bei einzelnen Übungen auch ähneln und so toll meine Pilates-Trainerin auch ist, ich bin mit Pilates nie richtig warm geworden und mag es leider absolut nicht. Aber das ist natürlich wieder mal Geschmacksache und immerhin habe ich durch Pilates wieder häufiger Yoga praktiziert und meine Praxis vertieft. Für wen also Yoga nicht das richtige ist, der sollte alternativ einfach mal Pilates ausprobieren.
Wie ich schließlich an Yoga geraten bin
Wer oder was genau hat mich nun auf die Matte gebracht? Eigentlich war meine sportliche Entwicklung hin zum Yoga und wie ich es heute praktiziere ziemlich holprig und ganz nach dem Motto „Trial and Error“. Mein erstes Fitness-Studio war im Nachhinein betrachtet nicht wirklich auf das Wohl und die Gesundheit der Kunden ausgerichtet (eher darauf, deren Geldbeutel so weit wie möglich zu öffnen…), aber was man der Chefin des Studios bis heute zu Gute halten muss, ist die Tatsache, dass sie mich zum Yoga gebracht hat. Vor ziemlich genau 20 Jahren habe ich aufgrund exzellenter Werbung an einem absolut klischeehaften, über-spirituellen Qi Gong Kurs teilgenommen und war davon nachhaltig „traumatisiert“ und mit Vorurteilen beladen. Einige Jahre später startete besagte Chefin des Fitness-Studios nach einer Fortbildung einen Yoga-Kurs im Studio. Dank meiner großartigen Qi Gong-Erfahrung war ich innerlich schon auf das Schlimmste, was Esoterik und „Kraft aus der Erde ziehen“ eingestellt, wollte dem Ganzen aber eine Chance geben. Zum Glück haben sich meine Befürchtungen nicht erfüllt.
Je nach Lehrer und Kurs-Art ist der spirituelle Ansatz stärker oder schwächer ausgeprägt. Der Kurs in meinem alten Studio war tatsächlich eine sehr gute Mischung aus beidem und für alle Mitglieder egal ob jung oder alt sehr gut geeignet. Ich habe dort viel gelernt, was ich auch heute noch in meinen eigenen Kursen anwende und war nach der Stunde jedes Mal wirklich tiefenentspannt. Dadurch war der Funke in mir für Yoga entzündet.
Damals war ich noch total unerfahren, was wirksames, ganzheitliches Training betrifft und dachte wirklich, ich sei sehr sportlich und ziemlich fit. Im Nachhinein Comedy pur, denn ich konnte weder eine anständige Planke oder Liegestütz da ich keine Kraft in Armen, Core und Oberkörper hatte und war auch ungefähr so flexibel wie eine Brechstange. Mit Mitte 20. Echt traurig. Yoga holt einen sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurück, was die eigenen Fähigkeiten betrifft. Man bemerkt schnell seine körperlichen Grenzen, aber dafür auch, wie zügig man Fortschritte macht, wenn man sich regelmäßig auch nur ein kleines bisschen dehnt.
An dieser Stelle kann ich euch die YouTuberin Natacha Océane empfehlen. Ich liebe ihre positive Art und ihre wissenschaftlich fundierten Videos. Natacha hat eine beachtliche persönliche und berufliche Entwicklung hinter sich und gibt nur sinnvolle Ratschläge und Trainingsmethoden weiter. Darüber hinaus kocht sie immer wahnsinnig leckere, gesunde und kreative Rezepte, gönnt sich aber auch immer wieder den ein oder anderen Donut und ist darüber hinaus auch noch unglaublich liebenswert und unterhaltsam. Ihren Kanal kann ich deshalb uneingeschränkt weiterempfehlen, da sie nie falsche Versprechungen macht und inzwischen selber so trainiert, dass sie gesund und fit bleibt, aber dennoch den Sport in ihren vollgepackten Alltag einbinden kann. Natacha ist zwar keine Yoga-YouTuberin, aber sie hat eine tolles Video auf ihrem Kanal, wie man trainiert um einen Spagat zu schaffen und führt dabei wissenschaftlich fundiert aus, wie viel oder wie wenig Stretching man dazu in der Woche benötigt. Spoiler Alarm: Viel weniger als ihr vermutet! Deshalb denkt bitte nicht, dass 10 Minuten Stretching als Pause vom Schreibtisch sinnlos sind. Bei Yoga hilft eher die Kontinuität als die Dauer einer Einheit.
Aber zurück zu meinem Yoga-Kurs im Fitness- Studio. Leider habe ich nach einer gewissen Zeit festgestellt, dass ich nicht weiterkomme und sich die Stunden im Ablauf ständig wiederholten. Das lag unter anderem auch daran, dass wir ein paar ältere Teilnehmer mit Rückenproblemen hatten, aber auch am fehlenden Willen der Kursleiterin den sportlicheren Yogis ein paar herausforderndere Alternativen zu bieten, die sie weiterbringen. Grundsätzlich ist es gut, wenn der Yogalehrer sich an das Niveau der Schüler anpasst und niemanden überfordert und ich verstehe auch, dass man bei solch inhomogenen Gruppen niemals jedem Einzelnen gerecht werden kann. Trotzdem finde ich es wichtig, dass man nicht nur auf die schwächeren, sondern auch auf die fortgeschrittenen Yogis eingeht, damit auch diese ihre Praxis weiterentwickeln können und nicht unterfordert sind.
Aus diesem Grund bin ich von den meisten Offline-Kursen, die ich ausprobiert habe, nicht sonderlich begeistert und deshalb habe ich irgendwann aufgehört den Kurs zu besuchen. Dadurch war ich leider für ein paar Jahre weg vom Yoga. So dankbar ich der Chefin des Studios war, mich an Yoga herangeführt zu haben, so enttäuscht war ich nach einiger Zeit, dass sie mir durch die Stagnation in ihrem Kurs die Begeisterung und Motivation wieder genommen hat.
Von Yoga Gurus und YouTubern
Nachdem ich irgendwann auf Yoga With Adriene auf YouTube gestoßen bin und sie mich wieder ein wenig zurück auf die Matte geholt hatte, war ich vor ein paar Jahren wieder offen und bereit für Yoga. Zu diesem Zeitpunkt war ich körperlich und seelisch in miserablem Zustand und dachte Yoga wäre genau das Richtige, um wieder meinen inneren Frieden zu finden und körperlich ein bisschen Kraft aufzubauen. Deshalb war ich auf der Suche nach einem guten Yoga- Kurs und wählte diesmal die Yoga- Schule in meiner Stadt wo der Fokus wirklich ganz auf Yoga und eben nicht auf Fitness liegt. Dort gab es viele verschiedene Lehrer, Stile und Kurse und natürlich den einen Yoga-Guru schlechthin, von dem ich schon viel Positives gehört hatte. Eine kleiner Yoga- Lokal- Promi sozusagen. Der Kurs an sich war zwar in Ordnung, mehr aber auch nicht und am Ende war es leider wieder nicht das, was ich mir erwartet und vorgestellt hatte. Der Stil war mir insgesamt viel zu sanft (wir haben den Großteil der Stunde auf einer Wollmatte ohne Grip geübt…) und es wurden kaum „Standard-Asanas“, wie der „Herabschauende Hund“ oder die Krieger- Posen praktiziert, dafür aber die ein oder andere Haltung zu zweit, was ich persönlich überhaupt nicht leiden kann. Schon in der Schule war ich kein Fan von Gruppenarbeit und beim Yoga sträubt sich innerlich bei mir alles dagegen. Normalerweise kann ich beim Yoga wunderbar abschalten und bin zu 100% bei mir. Das war natürlich beim Üben zu zweit, mit einer fremden Person völlig unmöglich. Der Super- Guru hat mich also, auch dank der anekdotisch basierten, unrealistisch hohen Erwartungshaltung, enttäuscht. Aber wie es im Leben so ist, manchmal grätscht es einem unverhofft dazwischen. So kam es, dass der Super-Guru aufgrund einer schweren Erkrankung nach ein paar Stunden eine Vertretung für den Kurs benötigte. Die neue Lehrerin war in etwa in meinem Alter, von der Persönlichkeit wieder ganz anders, aber unglaublich ruhig und warm. Ich habe mich bei ihr sofort wohl gefühlt und war nach jeder Stunde sehr entspannt, obwohl ihre Stunden ebenfalls eher in Richtung Yin Yoga gingen. Für mich stand nach dem Kurs-Ende jedoch fest, dass ich auch in der Yoga-Schule nicht den passenden Lehrer oder Kurs für mich gefunden hatte. Darüber hinaus bin ich auch kein Fan von abgeschlossenen Kursen und die Einteilung in „Semester“. Ich möchte regelmäßig und ganzjährig üben können, aber auch mal eine längere Pause machen, wenn ich verletzt bin oder keine Zeit habe.
Damit sind wir also bei „Trial and Error“. Im Lauf der Jahre habe ich weiterhin einige Yoga-Kurse besucht (unter anderem bei der Arbeit in der Mittagspause), aber nie den richtigen für mich gefunden. Gleichzeitig habe ich immer wieder Yoga mit Adriene online gemacht und nach und nach regelmäßiger mit ihr geübt. Irgendwann habe ich mich sogar an ihre 30 Tage Journey gewagt, was ein echter Game Changer für mich war. 30 Tage Yoga, egal in welchem Tempo durchgeführt, helfen enorm dabei Yoga in den Alltag zu integrieren und eine Routine aufzubauen. Doch dann kam plötzlich das große, böse C und es folgte der erste Lockdown…
Ich bin mir zu 100% sicher, dass viele Mitglieder aus meinem Fitness-Studio völlig verzweifelt waren als das Fitness- Studio sein Türen schloss, da sich viele von ihnen nur über das Krafttraining und ihre Optik definieren. Natürlich war ich auch nicht begeistert, aber ich habe das Ganze als Chance gesehen meinem Körper eine längere Pause vom Krafttraining zu gönnen und mich wieder verstärkt Yoga (und später auch meinem Strong Nation Training) zu widmen. Yoga With Adriene hat mir unglaublich gut durch diese Zeit geholfen und mich bei Verstand gehalten. Ich habe zwei ihrer 30 Tage Journeys absolviert und jeden Tag mindestens 10 Minuten mit ihr verbracht. Adriene ist die perfekte Online-Lehrerin für mich und sportlich und menschlich eine große Inspiration. Meinen Artikel über Adriene und ihre 30 Tage Journeys findet ihr hier.
Nach einer Weile mit Adriene wollte ich irgendwann schwierigere Asanas ausprobieren und insgesamt flexibler werden. Also habe ich parallel zu den Videos angefangen Kopfstand und Spagat zu üben, auch mit der Hilfe von Adriene und Natacha. Inzwischen kann ich beides einigermaßen, absolut nicht perfekt und je nach Tagesform klappt es besser oder schlechter. Ihr seht also, es ist nie zu spät mit Yoga anzufangen und etwas Neues zu lernen, es dauert nur manchmal etwas länger, bis man seinen eigenen Weg und Stil gefunden hat.
Mittlerweile habe ich Yoga als festen Bestandteil in mein für mich perfektes, ganzheitliches Training integriert. Auch wenn ich es natürlich nicht jeden Tag auf die Matte schaffe, dann stretche ich mich immerhin nach jedem Krafttraining für 10-15 Minuten mit Asanas, die zu meiner jeweiligen Trainingseinheit passen. Wie bereits erwähnt, Konsistenz ist der Schlüssel zum Erfolg. Ihr müsst nicht sofort mehrfach in der Woche für 60-90 Minuten Yoga praktizieren. Wer hält das denn bitte durch? Kleine Schritte schaffen eine Gewohnheit, die irgendwann zum Alltag gehört, wie Zähne putzen. Apropos Zähne putzen: Währenddessen stehe ich immer in der Baum- Pose und verbessere somit ganz einfach nebenbei 2 Minuten lang meine Balance.
Meine neu entfachte Liebe zum Yoga ging sogar so weit, dass ich lange mit dem Gedanken gespielt habe eine 200-Stunden-Yoga-Lehrer-Ausbildung zu machen. Erst mal nur für mich, um mehr über Yoga zu lernen und mein Wissen zu vertiefen. Tatsächlich habe ich die Ausbildung angepackt, letzten Sommer abgeschlossen und durch eine unerwartete Verkettung von Umständen im Herbst angefangen in meinem Fitness-Studio Kurse zu geben. Das war weder mein Plan oder Ziel, denn ich wollte einfach nur endlich etwas für mich selber tun, aber manchmal hat das Leben andere Pläne für einen und man landet plötzlich als Lehrer auf der Matte. Ich hoffe mein Erfahrungsbericht motiviert euch mit Yoga anzufangen oder es zumindest für eine Stunde auszuprobieren.
Wie ihr mit Yoga starten solltet
Wenn ihr totale Yoga- Anfänger seid, empfehle ich euch besonders für den Einstieg einen Anfänger- Yoga- Kurs beim Yoga- Lehrer eures Vertrauens. Gerade am Anfang ist es sehr wichtig, dass ihr in eurer Haltung korrigiert werdet und euch nicht verletzt, denn beim Yoga sind es oft kleine, nuancierte Modifikationen, die den Unterschied machen. Außerdem solltet ihr das Verletzungsrisiko bei Yoga nicht unterschätzen. Gerade Sport- und Yoga-Anfänger haben noch kein gutes Körpergefühl und schätzen völlig falsch ein, was ihr Körper locker aushält und was zu viel ist. Online-Yoga halte ich deshalb zum Starten für ungeeignet und bitte euch deshalb erst mal einen guten Offline-Yoga-Kurs zu suchen.
Wie ich bereits ausgeführt habe, steht und fällt die Begeisterung und der persönliche Fortschritt der eigenen Yoga- Praxis mit dem Lehrer. Was für den einen zu lasch, zu esoterisch oder vielleicht zu heftig ist, ist für jemand anderen genau richtig. Werft also bitte nicht gleich das Handtuch, wenn eure Erfahrung mit einem bestimmten Yoga-Kurs nicht die Beste war. Sucht euch einen anderen Lehrer oder gleich ein komplett anderes Studio. Neben Yoga- oder Fitness-Studios bieten die meisten Volkshochschulen gute und günstige Kurse an. Wenn der Yoga-Kurs entsprechend zertifiziert ist, könnt ihr außerdem von eurer Krankenkasse einen Teil der Gebühr zurückerstattet bekommen.
Wer wie ich jedoch unabhängig von einem abgeschlossenen Kurs oder Semesters sein und das ganze Jahr durchgängig üben möchte, der ist bei einem Studio mit wöchentlich durchgängigen Kursen und fixem Monatsbeitrag besser aufgehoben. Der Vorteil hierbei ist, dass man meistens auch zwischen den Wochentagen flexibel wechseln oder auch mehrmals in der Woche an verschiedenen Kursen teilnehmen kann. Insbesondere bei Fitness-Studios sind die Kurse oft im Beitrag enthalten und man kann flexibel an den Stunden teilnehmen. Beachtet aber hierbei, dass Kurse in Fitness-Studios meistens einen weniger spirituellen und eher athletischen Ansatz haben. So halte ich auch mit meinen Kursen im Fitness-Studio. Sie sind bewusst auf einem wenig spirituellen Level, da die meisten Teilnehmer in einem solchen Umfeld weniger die Erleuchtung, dafür aber eine Verbesserung ihrer Flexibilität und den sportlichen Fortschritt suchen. Abgesehen davon wäre es komplett unauthentisch, wenn ich plötzlich mit gesenkter Stimme über Chakren und Gefühle, die in der Hüfte festsitzen rede. Wer bitte kauft mir das denn ab, wenn ich selber nicht an all diese, teils fragwürdigen, Theorien glaube? Trotzdem ist es mir wichtig, dass es in meiner Stunde jeweils einen Entspannungs- Teil zu Beginn und am Ende gibt, der einen meditativen Charakter hat, denn das gehört für mich eindeutig zu Yoga dazu.
Online- Yoga
Wenn ihr bereits Yoga- Erfahrung, eine schnelle Auffassungsgabe und ein gutes Körpergefühl habt, dann ist YouTube ein toller Ort für Online- Yoga, um eure Praxis zu vertiefen, neue Inspirationen und Asanas- Tutorials zu finden oder einfach um eine Routine aufzubauen. Dabei solltet ihr jedoch nicht den erstbesten „Fitness-Influencer“ als Lehrer auswählen, sondern darauf achten, dass die Person im Video über eine entsprechende Expertise im Yoga verfügt. Da es auf YouTube unzählige Lehrer, Kanäle und Videos gibt und es vielleicht am Anfang überwältigend und überfordernd ist den richtigen Yogi zu finden, möchte ich euch ein paar von meinen persönlichen Favoriten vorstellen:
Meine unbestrittene Nummer 1 und beste virtuelle Freundin ist Adriene Mishler mit ihrem Kanal Yoga With Adriene. Warum ich Adriene liebe, habe ich in einem ausführlichen Artikel beschrieben. Adriene ist ausgebildete Yoga- Lehrerin und versucht mit ihrem inklusiven Stil so viele Menschen wie möglich für Yoga zu begeistern und niemanden zu überfordern. Ihr Motto ist deshalb auch „Find What Feels Good“ (FWFG). Mit Adriene als Lehrerin könnt ihr eigentlich nichts falsch machen.
Wer mit Englisch hadert und lieber einen deutschsprachigen Yoga- Kanal bevorzugt, der ist bei Mady Morrisson gut aufgehoben. Man merkt Mady lebt und liebt Yoga über alles und ihre angenehme, ruhige Art begeistert mittlerweile sogar weltweit Millionen Yogis, dank ihrer kommentarlosen Videos. Madys Kanal verfügt über eine große Vielfalt an Videos. Neben verschiedenen Leveln, Dauern und Stilen findet man auch speziell auf ein Thema ausgerichtete Yoga- Stunden, aber auch Meditations- Videos. Allerdings kommt es ab und zu vor, dass Mady eine Stunde als „Mittelstufe“ bezeichnet, dabei richtig Gas gibt und dann währenddessen plötzlich in den Handstand springt, was auch für fortgeschrittene Yogis wie mich wirklich zu viel ist. Lasst euch davon nicht entmutigen und schaut euch einfach ein anderes Video von ihr an. Insgesamt ist Mady eine echte Bereicherung für Yoga- YouTube, sehr authentisch, liebenswert und sympathisch und hat ihren Erfolg zurecht verdient.
Adriene und Mady sind beide toll und man kann zwei so unterschiedliche Menschen nicht miteinander vergleichen. Auch hier ist es am Ende wieder Geschmackssache, wen ihr persönlich lieber mögt oder wessen Stil besser zu euch passt.
Zwei weitere YouTuber über die ich leider noch nicht viel weiß, aber denen ich seit kurzem folge sind Alexia K Yoga und Livinleggings.
Alexia Koletsou, halb schottisch, halb griechisch, ist Ingenieurin mit Doktortitel, arbeitet aber inzwischen als „Vollzeit- Yogi“ und erwartet derzeit ein Kind. Auf ihrem Kanal mag ich besonders ihre Tipps und Tutorials. Diese sind sehr hilfreich, einfach zu verstehen und für jedes Level geeignet. Neben Yoga findet ihr auch Videos, wie den Yogamatten- Test der mir persönlich sehr bei meiner Entscheidung geholfen, welche Matte ich kaufen soll.
Liv Townsend ist Britin und hat einen sehr sportlichen Ansatz was ihre Videos betrifft. Auch Liv ist inzwischen Vollzeit- Yogi und Influencerin und verfügt über ein tiefes Wissen was Yoga und Anatomie betrifft. Auch sie hat viele tolle Tipps um Fortschritte zu machen und Fehler und Verletzungen zu vermeiden. An ihrem Kanal gefällt mir besonders, dass sie sich selbst nicht zu ernst nimmt, Spaß am Sport vermittelt und einen funktional-athletischen Ansatz hat.
Gute, kurze Asana- Tutorials, vor allem für Fortgeschrittene findet ihr auf dem Kanal des Yoga- Unternehmens Alo Yoga. Daneben bietet dieser Kanal auch längere Videos mit ganzen Yoga- Stunden an, aber Vorsicht – die Lehrer hier sind meistens echte Super- Yogis die extrem versiert und flexibel sind. Lasst euch davon beim Üben nicht entmutigen!
Wie ihr dranbleibt und euch weiterentwickelt
Am Ende kann ich euch nur dazu raten euren eigenen Weg zu finden. Fangt in kleinen Schritten an. Dehnt euch zwischendurch immer wieder kurz bei der Arbeit, integriert eine kurze Yoga- Stunde 2-3 Mal in der Woche in eure Mittagspause oder stretcht euch regelmäßig nach dem Sport für 10 Minuten. Gebt nicht auf, wenn ihr am Anfang weniger schafft, als ihr euch vornehmt oder eine Woche ausfallen lasst. Seid nicht so hart zu euch selber und ich verspreche euch, wenn ihr nur 2 Wochen durchhaltet, seht ihr erste Erfolge und dadurch wird es euch immer leichter fallen regelmäßig Yoga zu machen und in euren Alltag zu integrieren.
Namaste, Sunshines!